Oft hört man im
alternativen Meinungsspektrum, wie bei NuoVisoTV und am Anfang der Friedensmahnwachen, ebenfalls, links und rechts seien überholt, dieser Gegensatz diene nur "denen da oben", um "die da unten" zu spalten, wobei
die, die das sagen, sich bei dogmatischen Linken sofort angreifbar machen. Dies
resultiert aber nur aus dem Missverständnis, heraus, bei dem unter "links" die
postmodernen Ablenkungsthemen oder gerade die fortschrittlichen Anliegen, die
vom System absorbiert werden, verstanden werden. – Wie am Schluss meines vorigen Textes Solidarität mit Ken Jebsen! erwähnt, hat Rainer Mausfeld in seinem Vortrag zurechtgerückt, ebenso etwa zeitgleich Fritz Erik Hoevels in Ketzerbriefe 200, was links und rechts eigentlich bedeuten, nämlich die
Selbst- und Mitbestimmung, individuelle und kollektive Selbstbestimmung der
Bevölkerungsmehrheit gegen die Fremdbestimmung und Bevormundung durch eine
Minderheit. Eigentlich wäre also von der ursprünglichen Begriffsbestimmung her klar, dass links für unten und rechts für oben steht. Also lässt sich zunächst schlecht sagen, dass dieser Gegensatz nur von oben inszeniert wurde. Nun ist es ja aber so, dass ein wesentlicher Teil der Opposition
gegen den globalen Imperialismus sich selbst als rechts und reaktionär begreift
und das linke Prinzip als Verkörperung jenes Wunsches nach totaler Kontrolle
durch eine globale Elite versteht. Religion und Tradition gelten dann als die
Bollwerke, die noch gegen diesen Plan stehen. Damit aber wendet man sich gerade
gegen die aufklärerischen und demokratischen Ideen und zum Teil auch gegen die
damit verbundene wissenschaftliche Weltwahrnehmung, obwohl man ja
offensichtlich vorgibt, etwas gegen die Fremdbestimmung durch eine Elite zu
haben. - Dabei ist paradoxerweise die Transformation in ein monumentales
Imperium, wie es von Oswald Spengler als Notwendigkeit unserer Epoche gesehen wurde, eigentlich das, was "Rechte" begrüßen müssten. - Die Aufklärung und die Revolutionen der Vergangenheit abzulehnen, wie es
sogenannte Libertäre und „rechte Esoteriker“ tun, ist natürlich ein Eigentor,
wenn man den freien selbstbestimmten Menschen als Idealvorstellung hat. Diese
Art des Antimodernismus kommt wohl aus einer Enttäuschung darüber, dass die
„Moderne“ ihre Versprechen nicht eingelöst hat. Die modernen aufklärerischen
Ideen gelten dann als untrennbar mit der herrschenden Ideologie des „freien
Westens“ und der postmodernen "Identitätspolitik" verbunden, obwohl sie alldem
natürlich zutiefst widersprechen. Zugleich ist damit klar, dass jede Opposition
gegen die Moderne sich zumindest indirekt auf den modernen Gedanken des freien
selbstbestimmten Menschen beruft.