vom August 2005
In Anbetracht der unfassbaren Ermordung von Roger Schutz, dem Gründer der Communauté de Taizé, einem Pionier der Verständigung zwischen verschiedenen Christen, sollte hier auch daran erinnert werden, dass die Idee von Weltjugendtagen von den Jugendtreffen abgeguckt ist, wie sie die Gemeinschaft von Taizé schon praktiziert hat. Im aktuellen Publik-Forum war zu lesen, dass die Taize-Brüder den vorigen Papst in dieser Hinsicht beraten haben. So ist es nicht verwunderlich, dass auf dem Weltjugendtag der Person Frere Roger gedacht wird. Überhaupt hat sich die Gemeinschaft auch am Weltjugendtag beteiligt. Ich muss allerdings sagen, dass mich das Ganze irritiert, vor allem im Hinblick auf Frere Rogers Kommunionsempfang bei der Trauerfeier für Johannes Paul II. Dort wurden Spekulationen laut, dass er heimlich katholisch geworden sei. Dies scheint auch gar nicht abwegig zu sein, da der Vatikan-Sprecher Navarro-Valls zur Erklärung dieses Vorgangs gesagt hat, der katholische Glaube Rogers sei im Vatikan bestens bekannt.
Das würde dann aber heißen, dass es ihm nicht nur um die Versöhnung der Christen, sondern auch um ihre Rückführung zur Catholica gegangen wäre. Dies wäre aber sehr merkwürdig, da die Spiritualität und das Verständnis vom christlichen Glauben, welche von dieser Gemeinschaft vermittelt werden, schlecht zu der engstirnigen Weltsicht passen, die Kardinal Meisner oder Gruppen wie Opus Dei oder die Neokatechumenalen, die vom Vatikan als Zukunft der Kirche unterstützt werden, vermitteln, genauso wenig wie zur evangelikalen Bewegung, die gegenüber der Taizé-Bewegung aber ohnehin wegen ihrer katholisierenden Neigungen reserviert war. Zu den für Taizé typischen Lehrelementen gehören die Herausstellung des all-liebenden Gottes, ohne arrogantes Entweder-Oder und Höllendrohungen, sondern mehr ein schrittweises Wachsen von Gottes Reich, bis hin zur Allversöhnung, desweiteren die Abkehr vom strafenden Gott und der daraus folgenden Satisfaktionslehre. Diese für mich sehr erhellenden Ausführungen kann man auf der Homepage von Taizé unter „Einige Glaubensfragen“ nachlesen. Sehr aufschlussreich ist dazu auch das Buch des französischen orthodoxen Theologen Olivier Clement, der wie es darin heißt, von Frère Roger stark beeinflusst wurde. „Taizé – Einen Sinn fürs Leben finden“. Glaube wird einfach verstanden als Vertrauen darauf in Gott geborgen zu sein. Dieses Vertrauen zu vermitteln ist offenbar das Anliegen, nicht aber aggressiv zu missionieren. Daher ist verständlich wenn evangelikale und auch konservative katholische Bewegungen dazu auf Distanz sind. Nur meistens war dies nie so sehr der Fall, da für diese meist nur entscheidend ist, dass Menschen zum Glauben kommen, egal ob auf die aggressive oder auf die sanfte Tour. Dennoch finde ich es sonderbar, dass dieselben Päpste, die sonst für einen anderen Geist stehen, diese Bewegung so sehr unterstützt haben. Dass von Taizé selber aus nie polarisiert wurde, ist nahe liegend, weil es der Gemeinschaft ja um die Einheit der Christen ging. So war für die Päpste und die gesamte katholische Kirche wohl auch nur entscheidend, dass durch Taizé junge Menschen zum Glauben finden. Dies konnte sie sich freilich zunutze machen und die Gemeinschaft von Taizé stand dem nicht entgegen, da es ihr ja nicht um Konkurrenz ging. Daher ist es nicht verwunderlich, dass sie auch den katholischen Weltjugendtag unterstützt hat, nicht obwohl, sondern gerade weil dieses Konzept von ihr abgeschaut war. Andererseits, wenn es bei Taizé doch um die Rückführung der getrennten Christen zur katholischen Kirche geht, muss dies ja nicht ausschließen, dass es gleichzeitig um eine Erneuerung derselben ging. Jedenfalls bleibt festzuhalten, dass diese friefertige Botschaft als wahre Essenz des Evangeliums in dieser Weise von kaum einem anderen so überzeugend gelebt wurde. Eben weil er konsequent für die Versöhnung der Christen und für den Frieden gewirkt hat, war es folgerichtig, dass er nirgends ernsthaften Widerspruch hervorgerufen hat.
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