Dienstag, 2. März 2010

Eheschließung zwischen jüdischen und arabischen Israelis nur auf Zypern möglich!

In einer Diskussion um folgenden Artikel

http://www.sueddeutsche.de/u5g38A/2999701/Ja-wort-ohne-Jahwe.html

habe ich folgendermaßen Stellung genommen:

Die Ehen werden zwar gemäß internationalem Recht anerkannt, aber im Land selbst gibt es nicht die Möglichkeit der Ziviltrauung. - Das heißt aber: Israel ist von einer Trennung von Staat und Religion noch weit entfernt. Das Problem ist eben, dass entgegen einem weit verbreiteten Irrtum der Staat Israel nicht wirklich ein rein säkulares Gebilde ist. Dies zu ändern würde die Frage nach der israelischen Identität als solche berühren.

Schon alleine die Definition davon, wer Jude ist und damit vorzugsweise einwanderungsberechtigt und wer nicht, richtet sich nach den Regeln der talmudischen Orthodoxie; ebenso wie schon die Voraussetzung, dass der jüdische Staat in Palästina und nicht irgendwo anders liegen soll. Offiziell mit diesen Angelegenheiten betraut ist dann eben als staatliche Institution (!) das Rabbinat der jüdischen Orthodoxie, nicht des Reformjudentums, das hauptsächlich in den USA verbreitet ist. Die Orthodoxie erkennt als Juden nur diejenigen an, die von einer jüdischen Mutter abstammen, was auf viele Einwanderer aus der früheren Sowjetunion nicht mehr zutrifft, oder solche die unter Anleitung orthodoxer Rabbiner konvertiert sind, nicht aber reformjüdische Konvertiten.

Israel steht also letztendlich vor der Wahl, ob es wirklich ein moderner pluralistischer oder ein homogen jüdischer Staat sein will.
Wenn Israel die Religionszugehörigkeit wirklich zur Privatsache machen würde, also Juden und Nichtjuden wirklich gleichberechtigt wären und Juden auch die Religion wechseln könnten, ohne dass das ihre staatsbürgerlichen Rollen verändern würde, dann so wird befürchtet, würde sein eigentlicher Zweck eine Heimstätte für Juden zu sein, verloren gehen; möglicherweise die Juden zur Minderheit werden. Das würde dann wieder die Gefahr bedeuten, dass sie diskiriminiert werden oder zu einer südafrikanischen Lösung greifen…
Das wirft dann wirklich die Frage auf, ob der Zionismus als solcher eine angemessene Lösung des Problems mit dem Antisemitismus ist!

Das, was von den „progressiven“ Apologeten Israels zutreffend als Merkmal und Motivation des Antisemitismus angeführt wird, die Ablehnung der Errungenschaften der Moderne, Liberalismus, Individualismus trifft eben genau so auch auf den konsequenten Zionismus zu, weil er alle Menschen jüdischer Herkunft auf ihre jüdische Identität festlegt. Das wird aber von denen, die Israel als Bollwerk der säkularen Moderne missverstehen (besonders bizarr bei den „Antideutschen“), völlig unterschlagen.

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