Allerdings kann Antiislamismus durchaus rassistische Züge bekommen, wenn statt der Inhalte des Islam pauschal die Menschen aus dem islamischen Kulturkreis abgewertet werden.
Z.B. halte ich es für fragwürdig, wenn gewöhnliche Verbrechen, die von Migranten begangen werden, in die Kritik am Islam einbezogen werden, auch dann,wenn nicht eindeutig ein Bezug zum Islam da ist. Hinzu kommt, dass sogenannte Islamkritik von rechts letztendlich nichts Emanzipatorisches hat und nicht wirklich sich auf die autoritär-repressiven Gehalte des Islam bezieht, sondern sich im Gegenteil ein Europa mit einem ähnlich ausgerichteten Christentum zurückwünscht, das sich in dieser Hinsicht mit dem Islam messen kann. Dieser Richtung geht es nicht wirklich oder nur vordergründig um individuelle Freiheit und Menschenrechte, sondern um den Erhalt der konstruierten abendländischen Kultur. Der Islam wird dann nur abgelehnt, weil er nicht in Europa verwurzelt ist und das Christentum hat dann nebenbei gesagt nur seinen Wert darin, dass es ein Teil der abendländischen Kultur ist.
Dass ausgerechnet im linken und grünen Spektrum die Tendenz besteht, Kritik am Islam unter Rassismusverdacht zu stellen, hängt meiner Ansicht nach damit zusammen, dass es im linken Spektrum immer schon neben der emanzipatorischen, also wirklich fortschrittlichen Tendenz, auch eine mystisch-kollektivistische Tendenz gab, die eine Unterordnung des Individuums unter ein Gemeinschaftsideal impliziert. Konkret sind diese beiden Tendenzen nur schwierig gegeneinander abzugrenzen, da vielen dieses Dilemma nicht bewusst ist. Es erklärt aber eventuell einiges, nicht nur die Sympathien mancher Altlinker für autoritäre Religionsformen, sondern auch die sonderbaren Wandlungen bei Horst Mahler, Bernd Rabehl u.a.. Viele, die zwar ihrem Selbstverständnis nach emanzipatorisch orientiert sind, machen sich zumindest nicht genügend klar, welches reaktionäre Potential in nichtwestlichen Kulturen liegen kann, da sie es gewohnt sind, diese nur als arme Opfer des westlichen Kolonialismus und Imperialismus wahrzunehmen. Ein erfreuliches Gegengewicht zu der pseudolinken Multikulti-Schwärmerei bilden nicht nur die „antideutschen“ Jünger der Frankfurter Schule (Publikationen wie „konkret“, „junlgle world“, „Bahamas“), die dafür allerdings ein fragwürdig unkritisches Verhältnis zum Judentum, zu Israel und den USA an den Tag legen, sondern auch bekannte Autoren wie Günter Wallraff oder Ralph Giordano - und weniger bekannt, aber sehr fundiert Rolf Stolz, immerhin ein führender Mitbegründer der Grünen.
Von den Multikulti-Apologeten wird ja nun oft gefragt, ob wir uns überhaupt in die Angelegenheiten anderer Kulturen einmischen dürfen, zumal wir die freiheitlichen emanzipatorischen Errungenschaften auch noch nicht allzu lange haben. Aber dazu ist zu sagen, dass es da, wo Migranten zu uns kommen, also in den Geltungsbereich unserer Gesetze, uns sehr wohl etwas angeht, ob die Rechte von Frauen und Mädchen auch bei den Migranten eingehalten werden . Weltweit stimmt es zwar durchaus, dass Veränderungen von den Menschen in den anderen Kulturkreisen selbst kommen müssen, aber es kann nicht heißen, dass wir unsere Vorstellungen relativieren sollten. Menscherechte sind universell oder gar nicht und auch das moderne Verständnis von persönlicher Freiheit gilt für alle Menschen oder für keinen! Wer dagegen die Menschen in verschiedene Kulturen einteilt und andere auf ihre Herkunftskultur festlegt, um zu begründen, weshalb man ihnen nicht die Freiheiten, die durch die kulturelle Moderne errungen wurden „aufzwingen“ könne, hängt gerade einem völkischen anitmodernistischen Konzept an, das eigentlich rassistisch ist. Das ist diese Politik im Kern genau so wie jene, die durch territoriale Abschottung die Fremden von vorn herein nicht an unserer Gesellschaft teilhaben lassen will.
Der Gedanke der multikulturellen Gesellschaft würde konsequent gedacht bedeuten, dass die patriarchale Herrschaftskultur des traditionellen Islam gleichberechtigt in einem Staat mit der modernen westlichen Kultur existieren könnte, bis dahin dass die Angehörigen der anderen Kulturen ihre eigenen Rechtssysteme für ihre Gemeinschaften, die Muslime also die Scharia, anwenden könnten. Das kann aber nicht im Sinne emanzipatorischer Politik sein. Konkret: Wenn eben das Tragen von Kopftüchern in öffentlichen Schulen bei Schülerinnen und Lehrerinnen nicht unterbunden wird, bedeutet das einen Freibrief für die Eltern ihre Töchter in ihren traditionellen Strukturen zu halten. Daher ist ganz klar, dass Integration die weitgehende Assimilation an die Kultur des aufnehmenden Landes bedeutet. Dass die mulitkultaralistischen Teile des linken Lagers dies nicht begreifen, erklärt sich aus einem falschen Antinationalismus, der zwar zu Recht das Konstrukt der eigenen deutschen nationalen Identität dekonstruiert hat, aber anderen Kulturen und Ethnien bereitwillig ein Recht auf Erhalt kultureller Identität zuweist und daher kaum zu widersprechen wagt, wenn der türkische Premier Erdogan erklärt „Assimilation ist ein Verbrechen“. Dass die Ablehnung von Assimilation in Wirklichkeit eine völkische Angelegenheit der Rechten ist, nur mit der entgegengesetzten praktischen Konsequenz, nämlich der räumlichen Separierung der verschiedenen Ethnien, sieht man an dieser Rede der DVU-Landtagsabgeordneten in Brandenburg Birgit Fechner, die ungewollt zeigt, dass sie mit den konsequenten Multikulturalisten sich in der Ablehnung von Assimilation einig ist. Vielleicht erklärt dies auch die besondere Verstimmung, welche diese Rede hervorgerufen hat:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/Brandenburg-DVU-Landtag-Birgit-Fechner;art128,2797833
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