Samstag, 30. Juni 2012

Warum das Beschneidungsverbot ein Fortschritt im Sinne individueller Freiheit ist


Mit diesem Urteil ist eine weitreichende Entscheidung getroffen, die dazu beiträgt, die Frage ins Bewusstsein zu rücken, ob Religionszugehörigkeit von der Herkunft abhängt oder eine individuelle Entscheidung ist. Die Beschneidung als irreversibler körperlicher Eingriff steht eher der Transparenz und Individualität der Religionszugehörigkeit entgegen. Es wäre demnächst generell zu fragen, ob Eltern überhaupt ihren Kindern ihre eigene Religionszugehörigkeit  bei der Geburt aufprägen können oder ob die Mitgliedschaft in einer Religionsgemeinschaft nicht ohnehin erst mit der Religionsmündigkeit möglich sein sollte. Da wir uns mittlerweile wieder daran gewöhnt haben, die Bevölkerung nach Religionsgruppen einzuteilen, obwohl tatsächliche Religionsüberzeugungen oder gar deren Ausübung nur für einen kleinen Bevölkerungsteil überhaupt eine wichtige Rolle spielt, ist dies allemal ein Lichtblick auf dem Weg zu einer wirklich offenen Gesellschaft.* Denn es macht einen Unterschied, ob die Religionszugehörigkeit als ein Schicksal begriffen wird, das man sein Leben lang trägt, unabhängig von seiner eigenen Überzeugung oder ob es sich um eine individuelle Überzeugung handelt, die eigentlich auch niemanden sonst etwas angehen muss, weder die Familie noch den Staat. Die Festlegung auf eine Religionszugehörigkeit von Geburt an, fördert außerdem die Ghettoisierung.