Donnerstag, 12. April 2018

Solidarität mit Diether Dehm!

Nun wird Diether Dehm, einer der aufrechtesten Linken in der Partei Die Linke von vielen seiner Genossen  angegangen, weil er auf einer Friedensdemonstration den gegenwärtigen Außenminister Heiko Maas als "gut gestylten NATO-Strichjungen" bezeichnet hat. Dieser Opportunismus wird von gewissen Kommentatoren natürlich noch befeuert, die es schon schlimm genug finden, dass die Partei überhaupt Leute wie Diether Dehm duldet, weil er ja mit Verschwörungstheoretikern, Querfrontlern etc. (wie Ken Jebsen) gemeinsame Sache mache. Alan Posener spricht davon, dass Dehm das wahre Gesicht der Partei verkörpere. Dazu kann man nur sagen, dass es schön wäre, wenn es so wäre. Vor allem zu der Zeit, wo er sich gleichzeitig um den Schutz von Carles Puigdemont verdient gemacht hat. Wie schon die Debatte um Klaus Lederer und Ken Jebsen gezeigt hat, werden die opportunistischen Kräfte in der Partei immer stärker, die gegenüber dem Mainstream möglichst nicht polarisieren wollen. Gleichzeitig wird diese angepasste Haltung durch die postmodernistische Ideolgie unterstützt, wie sie gerade aus dem Bereich der Emanzipatorischen Linken vertreten wird, die besagt, dass neben den für progressive Politik maßgeblichen Kernfragen der sozialen Gerechtigkeit auch stärker Fragen der Geschlechtergerechtigkeit und des Kampfes gegen Diskriminierungen thematisiert werden müssen.  Dagegen wäre ja auch nichts einzuwenden, nur muss man sich fragen, ob die nicht vielmehr selbst hier einen Gegensatz konstruieren und die Basis linker Politik zugunsten von Spezialthemen vernachlässigen.



 Nun wird aus den Reihen der emanzipatorischen Linken die Äußerung von Diether Dehm als "homophob" zurückgewiesen, was eigentlich implizieren würde, dass "Strichjungen" irgendwie repräsentativ für Homosexuelle wären, obwohl sie ja selbst gar nicht schwul sein müssen. Auch wird hierbei bewusst übersehen, dass nicht Homosexualität der springende Punkt bei der Strichjungenmetapher ist, sondern die Prostitution, die dabei metaphorisch auf den Bereich der Politik übertragen wird.
Wenn daraus eine Diskriminierung der realen Strichjungen gemacht wird, dann deutet dies darauf hin, dass diese dann auch als zu schützende Identität gesehen werden. Konsequenterweise wäre dann auch jegliche metaphorische Anspielung auf Prosititution, also auch die weibliche, diskriminierend. Dass diese Metapher bisher abwertend gebraucht werden und in ihrer metaphorischen Bedeutung verstanden werden konnte, geht darauf zurück, dass die Sache der Prostitution im wörtlichen wie im übertragenen Sinne immer als etwas Verwerfliches und nicht Erstrebenswertes angesehen wurde, unabhängig davon, ob man die Prostituierten als Opfer oder als Täter ansieht. Den abwertenden Gebrauch der Prostitutionsmetapher als solches zu ächten steht wohl letztendlich im Zusammenhang mit der Aufwertung der Prostitution zu einer "Sexarbeit", was durchaus von einem Teil der "Gender"-Linken propagiert wird. ...

Zum Beispiel wird von einer gewissen Elsa Koester im Freitag der Vorwurf konstruiert, Diether Dehm würde sich gegen eine zu weiche Männlichkeit bei Heiko Maas wenden und mit seiner derben Sprache für harte Männlichkeit eintreten und sich so gegen die queerfeministische Variante des Linksseins wenden. Etwas was in der Prostitutionsmetapher alles gar nicht enthalten ist und worauf man nur kommen kann, wenn man selber von diesem konstruierten Gegensatz zwischen emanzipatorischem und traditionellem Linkssein besessen ist.

Dass sich über so eine Äußerung echauffiert wird und nicht mit ihrem inhaltlichen Kern auseinandergesetzt wird, deutet dann eben sehr wohl darauf hin, dass diese postmodernen Linken ihre Spezialthemen vor die wesentliche Politik stellen. Ein konstruierter Homophobievorwurf dient dazu von einer Diskussion über die NATO abzulenken. Die angeblich emanzipatorische, "queere" Politik erweist sich gerade an diesem Beispiel als ein Vorwand für Opportunismus Bereich großen Politik.

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