Im Folgenden
soll eine Anregung gegeben werden zu der Querfront-Debatte, die sich an den
Montagsmahnwachen und dem durch Henryk Broder zu Fall gebrachten Moderator Ken
Jebsen, der jetzt bei Youtube den Kanal
KenFM betreibt, entzündet hat, die in den Medien und auch von Teilen der Linken, wie
sich an dem Sammelband Vorsicht Volk!
zeigt, auf fragwürdige Weise mit dem rechten Wutbürgertum , mit Pegida, mit
Akif Pirincci, mit Jürgen Elsässer und seinem Magazin Compact in einen Zusammenhang gebracht werden, obwohl Ken Jebsen
und sein Co-Autor Pedram Shahyar gegenüber dem zuvor genannten Lager völlig
entgegengesetzte Positionen bezogen auf Zuwanderung und Flüchtlingsdebatte
vertreten und Ken Jebsen seine kurze Zusammenarbeit mit Jürgen Elsässer, bei
der es um den Themenkomplex Russland_Ukraine ging, längst beendet hat.
Um also den
Terminus der Anschlussfähigkeit aufzugreifen, der bei den konformistischen Linken um Jutta Ditfurth und
dem antideutschen Spektrum, aus deren Lager die Autoren von Vorsicht Volk! stammen, oft gebraucht
wird, um Querverbindungen von authentischen Linken zum Antisemitismus und zu
Verschwörungstheorien herzustellen, müsste man sich vielmehr fragen, ob die
Anschlussfähigkeit für Hetze gegen muslimische Migranten und sozial Schwache
vielmehr nicht da gegeben ist, wo einseitig Israel und USA unterstützt wird.
Siehe Vorsicht Volk! S. 34: Dort wird
zutreffend festgestellt, dass „die Springer-Presse bei allem Gehetze gegen
‚faule Arbeitslose‘ und ‚kriminelle Ausländer‘ immerhin in Sachen
Anti-Antisemitismus recht zuverlässig“ sei, um dann eine Bild-Boykott-Demo, bei
der auch Pedram Shahyar gesprochen hat, anhand schwammiger Hinweise in die Nähe
des Antisemitismus zu rücken. In der Tat ist die Springer-Presse bei der Solidarität
mit Israel zuverlässig, genauso wie Geert Wilders und Hans-Christian Strache,
wie PI. Die antideutschen Verfasser
von Vorsicht Volk! Wollen über den Begriff der Anschlussfähigkeit irgendeine
Verbindung zwischen dem Sozialrassismus der Sarrazin, Pirincci, Pegida
einerseits und der neuen Friedensbewegung mit Protagonisten wie Pedram Shahyar,
Ken Jebsen herstellen, nur weil es in beiden Lagern eine diffuse Ablehnung von
Mainstreammedien gebe, blenden aber aus, dass sie mit ihrer bedingungslosen Israelsolidarität
ebenso anschlussfähig an einen bestimmten Teil des Rechtspopulismus sind, eben
an den, der von der BILD über die Achse des Guten zu PI und Geert Wilders reicht. Auch der hardcore-rechte Sezession-Autor Manfred Kleine-Hartlage
sieht es so, dass die Ablehnung Israels die Konsequenz einer antinationalen
globalistischen linken Haltung sei, während eine ethnopluralistische Rechte
konsequenterweise Israel bejahen müsse.
Es wird aus
diesem korrumpierten linken Spektrum wie stets in Konkret und jetzt in dem Sammelband Vorsicht Volk! das ganze
rechtspopulistische fremdenfeindliche Spektrum mit den linken Friedensbewegten
etc. in einen Topf geworfen, bis dahin, dass auch ein Akif Pirincci schon mit
Ken Jebsen und den Mahnwachen im Zusammenhang genannt wird, ohne dass ein
solcher Zusammenhang näher erläutert wird, einfach weil er eben nicht da ist.
Stattdessen läge es viel näher, dieses antideutsche und israelsolidarische
Milieu, aus dem die Kritiker der ganzen neuen Bewegung der
„Verschwörungstheoretiker“ und „KenFM-Weltverbesserer“ (so bezeichnet von der
Musikgruppe Antilopengang) kommen in
Bezug zu Akif Pirincci und dem islamfeindlichen Wutbürgertum zu setzen,
zumindest wenn man die gleiche Methode anwendet und aus jeder Querverbindung,
die es einmal gab, einen bewussten Zusammenhang ableitet Diese sind teilweise mit Broder und der Achse
des Guten vernetzt gewesen, die auch zuerst Pirincci ein Forum für seine
Sudeleien gegeben haben. In dieser Verknüpfung des neokonservativen
transatlantischen Milieus mit der in den Dienst jener geopolitischen Agenda
gestellten Antisemitismus- und Islamkritik wurde allerdings der geistige
Nährboden für Pegida bereitet, auch wenn diese dann bald einen mehr
antiwestlichen Charakter angenommen hat und dadurch von außen gesehen mit den
Mahnwachen verknüpft werden kann. Genau wie jetzt Pegida und AfD meinte auch
die Achse des Guten schon von Anfang an, dass sie gegen einen angeblich linken
Mainstream anschreiben müsste, auch schon mit dem Kampfbegriff des
„Gutmenschen“, obwohl sie für ihre Meinungen eigentlich zumindest die ganze
Springer-Presse zur Verfügung hatte, allerdings mit dem Unterschied, dass die Achse des Guten als prozionistische und
proamerikanische Strömung diesen linken Mainstream als antiamerikanisch
versteht, während ein großer Teil der heutigen Rechtspopulisten mit der Nähe zu
Jürgen Elsässers Compact vielmehr selbst ihre Fremdenfeindlichkeit mit einem auch gerade gegen die USA und die Nato gerichteten Antiglobalismus
verbinden und dem linksliberalen Mainstream gerade vorwerfen selbst ein
Werkzeug dieser NWO zu sein, die ja von gewissen Denkern wie Ulrich Schacht,
dem reaktionär-libertären Lager und den Infokriegern auch als sozialistisches
Projekt gedeutet wird. Während die einen aus dem neokonservativen Lager um
Broders Achse so tun als hätten sie damit
nichts zu tun, sind manche schon direkt ins Lager von Pegida gegangen,
besonders Vera Lengsfeld vertritt dies auch auf der Achse des Guten immer
deutlicher. – Es war Broder, der Ken
Jebsen zu Fall gebracht hat und es war auch Broder, der Pirincci salonfähig
gemacht hat. Deswegen ist es unglaublich infam und ignorant, wenn
opportunistische Linke und opportunistische Liberalkonservative jetzt Pirincci,
Elsässer, Sarrazin, Pegida, AfD einerseits und Ken Jebsen und die
Friedensmahnwachen andererseits in einen Topf werfen und zu einem Wutbürgertum
und einer Querfront abstrahieren. Es sei mal dahin gestellt, wie weit Broder
und seine Achse zu der Atmosphäre beigetragen haben, in der eine Pegida
entstand, jedoch gibt Broder bis heute Pegida-Sympathisanten wie Lengsfeld ein
Forum. Nun gab es von der Achse stets Absprünge, erst von Alan Posener (Starke Meinungen), nun seit Pegida auch
von Michael Miersch, denn der Unterschied zwischen den „klimaskeptischen“,
fremdenfeindlichen, antifeministischen Ansichten, die auf der Achse
einerseits und beim Kopp-Verlag
andererseits geäußert werden liegt oft nur darin, ob diese mit Sympathie für Putin
u.ä. verbunden wird oder im Namen des liberalen Westens geäußert wird, ferner
noch ob mit einer Ablehnung oder Unterstützung des Staates Israel verbunden.
Dabei ist es fast zwangsläufig, dass sich diese Art des Denkens irgendwann gegen die offene Gesellschaft
richtet, denn auch wenn dies zunächst abwegig erschien, das, wogegen die Achse
des Guten sich zum großen Teil richtete, wie das Gutmenschentum, die kritische
Auseinandersetzung mit der eigenen Zivilisation, soziales und ökologisches
Bewusstsein, Feminismus ist westlich! - Zumindest aber geht es jenen
konformistischen Linken genau wie den Neokonservativen darum jede Verantwortung
des Westens z. B. an der Destabilisierung Syriens zu leugnen und diejenigen,
die dies thematisieren als Verschwörungstheoretiker u. ä. zu diffamieren. Wie
gesagt, in der Bush-Zeit galt diese Haltung mehr als Sache des konservativen
Spektrums, wie es durch die Springer-Presse geprägt war. Heute kann man sich
damit als links und fortschrittlich präsentieren, solange man gleichzeitig für
offene Grenzen und Willkommenskultur eintritt, nur ist solche
Fremdenfreundlichkeit heuchlerisch, wenn man sich nicht mit den Ursachen der
Flucht auseinandersetzen will.
Natürlich
bewegen sich im Fahrwasser von Friedensbewegungen und der Kritik an der
westlichen Politik auch allerlei obskurante Anschauungen, die von Freimaurern,
Illuminaten oder gar außerirdischen Reptiloiden schwadronieren und wo man bald
merkt, dass es im Kern um reaktionäre Abwehr der modernen Welt geht. Solche Art
Rebellion richtet sich nicht gegen Herrschaft und Fremdbestimmung als solche
und oft ist die Grenze nicht eindeutig, wenn man sieht, wer alles mit Michael
Vogt spricht. Aber daraus eine wirkliche Übereinstimmung abzuleiten, ist schon
fragwürdig. Wie es von den Attac-Aktivisten Pedram Shahyar und Prinz Chaos II. als Gesprächspartner und Co-Autoren bei KenFM angemahnt wurde, wäre es eben
Sache einer echten Linken gewesen, die Proteststimmung gegen die imperiale Politik
des Westens aufzugreifen mit der eigenen fortschrittlichen Perspektive zu
untermauern. Wenn ein beträchtlicher Teil der Linken sich so verhält wie die
Autoren von Vorsicht Volk!, dann
werden in der folgenden Generation mehr von denen, die irgendwie alternativ,
kapitalismuskritisch, pazifistisch orientiert sind, ihre Antworten, die ihnen
von den sogenannten Linken verweigert werden, bei den Rechtspopulisten und
Rechtsesoterikern suchen.
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